Als Kameramann in Los Angeles

jobaspekte | helge stroemer, 2013

David Reimers studierte TV- und Film-Produktion in San Diego. Er erhielt 2007 in den USA und in Deutschland Auszeichnungen für seinen Kurzfilm "Rear View".
Seit 2012 ist er in Los Angeles als Filmemacher, Kameramann und Cutter unterwegs. Zuvor arbeitete der 32-Jährige freiberuflich für eine Produktionsfirma in Hamburg und setzte in Deutschland verschiedene Filmprojekte um.

Wie lange arbeitest du in diesem Beruf?
Seit meinem Uni-Abschluss in den USA 2007 arbeite ich selbständig als Filmemacher. Mein Hauptarbeitgeber ist eine Produktionsfirma in Hamburg. Dazu kommen weitere Kunden und Projekte, die hier und da anfallen. Hauptsächlich durch die Vermittlung von Kollegen. Man hilft sich gegenseitig und weiß, wer gute Arbeit leistet.

Warum bist du selbstständig? Gibt es kaum Festanstellungen in diesem Bereich?
Ich bin selbstständig, weil es für mich als Berufsanfänger einfacher war, irgendwie, irgendwo anzufangen. Das hört sich komisch an, weil Selbstständigkeit nicht einfach ist. Ich hatte keine Festanstellung in Aussicht und wollte nicht monatelang herumsuchen. Deshalb habe ich mich selbstständig gemacht.
In meinen Augen gibt es unendlich viele Möglichkeiten da draußen, auch wenn man bei Null anfängt. Und man bekommt in Deutschland finanzielle Unterstützung vom Arbeitsamt. Was ich leider zu spät angenommen habe.

Aus welchem Grund hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Ich wollte immer etwas mit Film und Video machen. Schon als ich ganz jung war, hat mich dieser Bereich fasziniert. Ich bin kein Mensch für einen Schreibtischjob. Das kreative Arbeiten und die Abwechslung machen meinen Job einfach einmalig.

Was für eine Ausbildung hast du?
Ich habe meinen Bachelor of Science an der San Diego State University im Hauptfach Film- and TV-Production gemacht. Filmschule in den USA ist ein Traum. Die Amerikaner haben einen extrem praktischen Ansatz in diesem Bereich. Es gibt natürlich auch Theorie, aber das beste Training findet am Filmset statt. Und dies war der Fall. Wir haben viele Studentenfilme gedreht und uns gegenseitig in der Filmschule geholfen. Es war die beste Zeit meines Lebens. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Und die Mittel, die die Amerikaner an den Unis haben, sind traumhaft.
Wenn man die Zeit dort nutzt, kann man eine wirklich breite Ausbildung im Bereich Film und TV mitnehmen.

In meinem Bereich gibt es keinen traditionellen Werdegang. Alles ist möglich. Besonders am Filmset. Eine gute Ausbildung ist aber im meinen Augen immer noch eine wichtige Basis. Ob es nun eine Ausbildung zumMediengestalter für Bild und Ton oder ein Filmstudium an einer Hochschule ist. Viele Leute fangen als Praktikant an, aber da muss man aufpassen, dass man das nicht zu lang macht und professioneller Praktikant wird.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Es gibt keinen Alltag. Jedes Projekt ist anders. Man trifft immer auf neue Probleme und muss die lösen. Kunden oder Auftraggeber haben verschiedene Vorstellungen und Ideen, die dann umgesetzt werden müssen. Aber das ist auch das Schöne an diesem Beruf.

Welche Voraussetzungen muss ein junger Mensch für diesen Job mitbringen?
Man sollte kreativ, flexibel, offen und technikaffin sein. Englisch ist sehr wichtig. Es ist eigentlich in dieser Branche keine Fremdsprache.
Wenn man in der Postproduction arbeiten möchte, muss man sich mit Computern und den Schnittprogrammen auskennen.
Man muss gut organisiert sein und das Talent haben, seine Leistung abrufen zu können, wenn es drauf ankommt - auch unter großem Zeitdruck. Und man muss bereit sein, sich weiterzubilden. Die Digitaltechnik, zum Beispiel für Kameras, ändert sich andauernd.
Wichtig ist, dass man mit Deadlines arbeiten kann. Man sollte Probleme vorher erkennen können oder sich mit Alternativen für möglich auftauchende Probleme frühzeitig beschäftigen.

Welche Aufstiegschancen und welche Sicherheit bietet der Job?
Aufstiegschancen sind immer da. Man muss sie suchen und ergreifen. Man sollte den "Extra-Step" gehen, aktiver sein als andere. Das kommt immer gut.
Sicherheit gibt es nicht wirklich. Man kann einen Hauptauftraggeber haben, aber die Wirtschaft ändert sich ständig und die Marketing-Budgets werden immer als erstes gekürzt. Man kann sich etablieren und eine Karriere in dem Bereich aufbauen, aber es braucht viel Energie und Ambitionen.

Welche Zukunftschancen gibt es in dem Beruf?
Ich denke viele. Heutzutage gibt es überall Bewegtbilder zu sehen - im Internet, auf Smartphones und Tablets. Es ist nicht nur TV. Und dieser Trend wird meiner Meinung nach extremer werden. Es wird also genug Nachfrage geben. Es werden durch neue Techniken auch neue Berufe entstehen. Die Zukunft ist dynamisch und aufregend im Film- und Video-Bereich.

Wie hoch ist das Einkommen?
Das Einkommen kann von 1500 Euro für Einsteiger bis ganz noch oben reichen. Es gibt kein Limit. Aber man sollte diesen Beruf nicht wählen, wenn das Geld der wichtigste Faktor ist.

Welche negativen Seiten hat der Beruf?
Man arbeitet viel. Überstunden sind hier Standard - und meistens unbezahlt. Wenn man als Selbstständiger gut gebucht ist, muss man aufpassen, dass man nicht nur noch arbeitet. Jeder ist anders. Aber der kreative Motor braucht auch mal eine Pause.

Was kann man jungen Leuten raten, die international arbeiten wollen?
Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man für eine Produktion auch mal ins Ausland reist. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Es kommt natürlich auf das Land an, wohin es einen zieht.
Grundsätzlich sind zum Beispiel Visa-Regelungen für Presse- und Medien-Leute nicht so streng. Wenn man im Ausland arbeiten möchte, sollte man dort ansässige Produktionsfirmen anfragen, um sich nach Jobs oder Praktika zu erkundigen.