Ein Spiegel Online-Volontariat in Hamburg

Interview mit Anna-Lena Roth
Interview mit Anna-Lena Roth

Text und Videoproduktionen: Helge Stroemer, 2014

Wir sind für das Interview im Spiegel-Gebäude an der Ericusspitze in der HafenCity verabredet. Anna-Lena Roth, 28, berichtet über ein Spiegel Online-Volontariat in Hamburg. Das Video-Interview ist in drei Teile aufgeteilt.
Schaut man sich vor dem Hochhaus um, dann stehen die roten, alten Backsteinhäuser neben modernen Glasbauten. Tradition neben Moderne - Das passt zum Verlag, der sein 1947 gegründetes Print-Magazin und die digitale Medien-Variante (einer der reichweitenstärksten deutschsprachigen Nachrichtenwebsites) unter einem Dach vereint hat.

Im Gebäude kommt der Besucher in eine große, lichtdurchflutete Eingangshalle. Der Blick wird unwillkürlich nach oben gelenkt. Nach oben geht es auch mit einem der lautlosen, gläsernen Fahrstühle. Alles scheint hier verglast zu sein. Der Blick schweift umher. Hier arbeiten also die Mitarbeiter vom Spiegel, von Spiegel TV oder vom Manager Magazin und natürlich die Verlagskaufleute und Marketingexperten.
Im obersten Stockwerk - im 13. Stock - liegt die Online-Redaktion in einem Großraumbüro. Die Redakteure haben jedoch die Möglichkeit, sich zum Schreiben und für die Internet- oder Telefon-Recherche in kleine Arbeitsräume zurückziehen. In solch einem Büro zeichnen wir das Gespräch auf.

In diesem Video geht es um die Fragen: Wie ist Anna-Lena Roth zum Volontariat gekommen und was waren ihre Gründe, sich für den Journalismus zu entscheiden?
Video, Teil 1:

Das Volontariat ist tarifvertraglich geregelt

Das Volontariat bei Tageszeitungen und Zeitschriften ist tarifvertraglich geregelt. Es gibt Vorgaben über die Länge und Bezahlung. (Volontärsgehälter in Online-Medien sind übrigens nicht tarifvertraglich geregelt.) Zu den Inhalten der Ausbildung gehört auch der Besuch von Volontärskursen in zum Beispiel Publizistik-Akademien.

Die Verlage können aus einer großen Zahl von Bewerberinnen und Bewerbern jene aussuchen, die ihren Vorstellungen entsprechen.
Die Auswahlverfahren unterscheiden sich. Größere Verlage haben Testverfahren entwickelt, andere verlassen sich ausschließlich auf Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgespräche. Die meisten aber testen ihren Nachwuchs zunächst in der Praxis – als freie Mitarbeiter/innen.

Das Volontariat endet nicht automatisch mit einer Festanstellung. Vielmehr stehen häufiger Zeit- oder Pauschalverträge am Ende der Ausbildung. Die große Mehrzahl der Absolventen muss sich also anderweitig bewerben oder aber einer freien journalistischen Tätigkeit zuwenden.

Die meisten Berufsanfänger kommen durch freie Mitarbeit und/oder Studium ins Volontariat. Rund 90 Prozent der Volontärinnen und Volontäre haben studiert, mehr als 70 Prozent können einen akademischen Abschluss vorweisen.

Dabei ist das Studienfach anscheinend weniger entscheidend und sollte nach eigenen Neigungen gewählt werden.
Die Fächerkombinationen sind bunt gemischt, mit Schwerpunkt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Quelle: Deutscher Journalisten-Verband (DJV).
Link zum DJV und zum Thema Volontariat und von Verdi - Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, Volontariat im Journalismus.

Ein Volontariat in der Spiegel Online-Redaktion - Arbeitsalltag

Was für Aufgaben hat ein junger Journalist in der Ausbildung? Anna-Lena Roth, 28, berichtet in diesem Video über ein Volontariat in der Spiegel Online-Redaktion.

Es geht um folgende Fragen: Wie sieht ihr Arbeitsalltag in der Redaktion aus und welche Voraussetzungen muss man eigentlich für diesen Job mitbringen?

Ein Teil des Volontariats (kurz: Volo) besteht darin, dass der Volontär innerhalb der Redaktion die Ressorts wechselt. Pflicht sind die großen Nachrichtenressorts wie Politik, Wirtschaft und Panorama. Dann folgt zum Beispiel das Kulturressort. "Je nachdem, wo auch privat die Interessen liegen oder in welchem Ressort gerade Mitarbeiter benötigt werden", sagt Anna-Lena Roth.

Sie hat im Hauptfach Germanistik und in den Nebenfächern Psychologie und Medienwissenschaften studiert. Doch ohne Praktika, hätte sie ihre Volontärsstelle wohl nicht bekommen. "Man sollte wahnsinnig viel praktische Erfahrung gesammelt haben, um zu zeigen, dass man schon viel kann, um dann noch besser ausgebildet zu werden."

Angefangen hat sie mit 17 Jahren bei der Tageszeitung Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Dort hat sie lange die Jugendseite betreut.
Während des Studiums arbeitete sie dann in verschiedenen größeren Redaktionen als Praktikantin. Hier ihre Stationen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, ZDF, sueddeutsche.de und ddp (Nachrichtenagentur Deutscher Depeschendienst, später von dapd übernommen - seit 2013 gibt es diese Agentur nicht mehr).

Schließlich kam sie 2011 zu Spiegel Online. "Ich habe als studentische Aushilfe angefangen und viele Nachtschichten gemacht." Tagsüber half sie im Politik- oder Panorama-Ressorts aus. Im Februar 2013 begann sie dort ihr Volontariat.

Video, Teil 2:

Wie sehen die Zukunftsaussichten nach einem Volontariat aus?

In diesem Video beantwortet Anna-Lena Roth die Frage, wie die Zukunftsaussichten nach einem Volontariat bei Spiegel Online aussehen. Aber es stehen weitere Fragen im Raum: Gibt es auch negative Seiten in diesem Beruf? Empfindet sie ihre Arbeit als stressig oder als "positiven Stress"? Und welche Tipps kann sie jungen Menschen geben, die sich für diesen Beruf interessieren.

Internationale Krisen, politische Wahlen, Umbrüche, Ausbrüche, Unfälle - In einer Nachrichtenredaktion geht es zuweilen hoch her. Schließlich sollen die Top-Meldungen gerade in einem Online-Medium so schnell wie möglich im Netz zu lesen sein.
Eine Informationsquelle für eine Redaktion sind die so genannten Ticker der Agenturen wie dpa (Deutsche Presse Agentur, mit Sitz in Hamburg und der Zentralredaktion in Berlin), Reuters (Reuters Group, Hauptsitz London) oder AP (Associated Press, Hauptsitz New York).

Welche Krisen stehen gerade im Blickpunkt des Weltgeschehens? Was ist wichtig und was unwichtig? Dafür muss ein Volontär ein Gespür entwickeln und auch Stories, die im Netz kursieren, einordnen können. Die Redaktion erwartet dabei tatkräftige Unterstützung von den Volontären, die auch unter Zeitdruck gute Ergebnisse abliefern müssen. Diesen Stresspegel kann nicht jeder aushalten. Der Takt im News-Business hat eine hohe Schlagzahl.

Außerdem ist ein hohes Maß an Flexibilität gefragt. Wer einen Arbeitsalltag mit immer gleichem Zeitablauf sucht, ist hier fehl am Platz. Denn auch Volontäre müssen kurzfristig Außentermine wahrnehmen und zum Beispiel zu einer Pressekonferenz eilen. Anschließend wird erwartet, dass der Beitrag zügig geschrieben wird.

Um das journalistische Handwerk zu lernen, bieten sich Praktika an, die Anna-Lena Roth in verschiedenen Redaktionen (u. a. Frankfurter Allgemeine Zeitung, ZDF) absolvierte. Während ihres Germanistik-Studiums arbeitete sie als freie Mitarbeitern bei Spiegel Online, bevor sie als Volontärin dort anfing. "Viel schreiben, neugierig sein und neugierig bleiben", sagt sie, sei eine wichtige Voraussetzung für diesen Job.

Video, Teil 3:

Volontariat: zum Einkommen und zu den Kosten

Beim DJV findet sich unter "Übersicht Tarife und Honorar" ein Tarifentwurf Online als PDF. Dort steht, dass die Ausbildung 24 Kalendermonate dauert und eine Verlängerung der Ausbildung nicht statthaft ist und zum Thema Kosten:
1. Der Arbeitgeber stellt die erforderlichen Lern- und Arbeitsmittel kostenlos zur Verfügung.
2. Der Arbeitgeber trägt auch die Kosten aller betrieblichen, über- oder außerbetrieblichen Schulungsveranstaltungen sowie Hospitanzen, die nach diesem Tarifvertrag vorgesehen sind oder an denen der Vo- lontär/die Volontärin auf Veranlassung des Arbeitgebers teilnimmt.
3. Zu den Kosten zählen Teilnahmegebühren, Fahrt- und Aufenthaltskosten.
4. Für die Zeit der Teilnahme an Ausbildungs- abschnitten außerhalb des Unternehmens wird die Ausbildungsvergütung weitergezahlt.

Volontariat: zum Einkommen
Vologehälter
Tageszeitungen:
1881 Euro im 1. Ausbildungsjahr
2181 Euro im 2. Ausbildungsjahr
Zeitschriften:
(vor dem 22. Lebensjahr)
1488 Euro im 1. Ausbildungsjahr
1735 Euro im 2. Ausbildungsjahr
(ab 22. Lebensjahr)
1895 Euro im 1. Ausbildungsjahr
2143 Euro im 2. Ausbildungsjahr
Privatfunk:
1407 Euro im 1. Ausbildungsjahr
1662 Euro im 2. Ausbildungsjahr
für Volos mit berufsbegleitender Ausbildung an einer Berufsakademie, Journalistenakademie.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk:
im Durchschnitt
1614 Euro im 1. Ausbildungsjahr
1915 Euro im 2. Ausbildungsjahr
im klassischem Volo beim Sender,
Beispiel Bayrischer Rundfunk:
1. - 6. Monat:   1620 Euro
7. - 12. Monat   1793 Euro
13. - 24. Monat 1967 Euro
Eine Ausnahme ist der RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) mit seiner Electronic Media School, die eine Ausbildungsvergütung von 1000 Euro zahlt.

Quelle: Verdi, Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, Stand: November 2016.